Nachruf Claudia Hartwagner
Claudia wurde am 3.10.1949 in Waldshut / Tiengen in Baden-Württemberg geboren. Mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Assi erlebte sie bei den Eltern Lutz und Jutta Huber eine schöne, glückliche Kindheit. Diese Zeit war prägent für ihr weiteres Leben. Die Familie war und sollte immer der Mittelpunkt ihres Lebens sein. Traurig war sie deswegen oft wegen der örtlichen Trennung zu ihrer Schwester, die in Köln wohnt.
Nach ihrem Schulabschluss machte sie u.a. eine Fotolehre und das fotografieren wurde dann auch ihr Hobby. Zwei Söhne brachte sie zur Welt, Manuel und Stephan und setzte alles daran dass unsere Kinder ein liebevolles Zuhause hatten. Sie sollten eine genau so schöne Kindheit erleben wie sie selbst. Ihre Söhne, auf die so stolz war, waren der Mittelpunkt ihres Lebens. Ihre Bedürfnisse stellte sie immer hinten an Frei nach dem Motto „Söhne first“.
Als ihre Söhne langsam flügge wurden suchte sie sich neue Herausforderungen. Obwohl sie große Zweifel und Angst vor der harten Schulbank hatte, startete sie eine 3-jährige Abendschule zur Ausbildung als Bürokauffrau. Der Abschluss gelang ihr mit Auszeichnung. Ihre Schulkollegen nannten sie liebevoll „MUTTI“ weil sie doppelt so alt war und ihre Mama hätte sein können. Aber auch die Modebranche hatte es ihr angetan. Einige Jahre führte sie ihre eigene Boutique Voilà.
Eines vergaß sie jedoch nie. Liebevoll pflegte sie ihren Mann der an der unheilbaren neuromuskulären Krankheit MMN - multifokaler motorischen Neuropathie - litt und permanente, tägliche Hilfe benötigte.
2014 ging sie in den verdienten Ruhestand und freute sich auf ein geruhsames Rentnerleben.
Doch das Schicksal schlug erbarmungslos wieder zu. 2016 kam die Vergesslichkeit und Neurologen diagnostizierten beginnende Demenz. Schnell verschlechterte sich ihr Zustand und das große Vergessen begann. Der Pflegeaufwand wurde immer größer, letztendlich suchte man die Betreuung im Pflegeheim ab Juni 2020.
Ein Jahr später löste ihr Mann das gegebene Versprechen „ich werde Dich nie verlassen, bleibe bis zum Ende treu an deiner Seite“, ein.
18 Monate lang mußte ich mich mit der teuflischen Krankheit, die soviel Leid und Hilflosigkeit beim Erkrankten und den Angehörigen bringt auseinander setzen. Diese Krankheit war so weit fortgeschritten, dass sie nicht mehr reden, und willentlich nicht mehr am Leben teilnehmen konnte. Sie erkannte niemand mehr und wurde nur noch flüssig ernährt. Hinzu kam eine Autoimmunerkrankung - Bullöses Pemphigoid - mit furchtbaren Wasserblasen und offenen Wunden.
Es ist grausam den geliebten Menschen nicht mehr helfen zu können und ihn langsam sterben zu sehen.
Am Freitag 17.3.2023 um 7:33 setzte nach einem schweren Hustenanfall die Atmung aus.
Sie war im Sterben nicht allein, ich konnte ihre Hand halten, und ihr einen letzten Kuss zum Abschied geben. Aber ein Leben ohne meine Claudia ist sinnlos für mich geworden. Sie fehlt mir. Sie wird mir immer fehlen.